Vorbemerkung:
Oft wird man als Bridge-Spieler gefragt, was das für ein Spiel sei oder man interessiert sich aus anderen Gründen dafür. Dann könnte man auf diese Seite verweisen. Dies ist der Versuch, einen ziemlich detaillierten Überblick über dieses komplexe Spiel zu geben, in der Hoffnung, einerseits die wesentlichen Aspekte davon zu vermitteln, ohne damit ab zu schrecken. Aber dass Bridge anspruchsvoll ist, lässt sich eben nicht kaschieren.
Wenn man sich für Bridge interessiert, wäre es wohl am besten, damit zu beginnen, Spielern dabei zu zuschauen, z.B. privat oder in einem Club.
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1. Warum?
- Grossartiger Zeitvertreib um mental fit zu bleiben, z.B. nach der Pensionierung und bis ins hohe Alter.
- Ideal auch für Alleinstehende.
- Bridge hat eine grosse soziale Komponente. Man spielt paarweise und kommt unter die Leute.
- Die Regeln sind weltweit die gleichen.
- Millionen von Spielern weltweit.
- Clubs gibts in allen grösseren Städten überall auf der Welt. Beispiele: Winterthur, Corner Zürich.
- Man kann privat, in Clubs, an Turnieren, am Computer, auf Kreuzfahrtschiffen etc. spielen.
- Es gibt auch professionelle Bridge-Spieler, sogar in der kleinen Schweiz.
- Viele prominente Persönlichkeiten spielen oder spielten Bridge, z.B. Dwight D. Eisenhower, Omar Sharif, Bill Gates, Warren Buffet, Martina Navratilova ...
2. Basis Informationen.
- Bridge wird zu viert gespielt, wobei zwei Paare gegeneinander spielen. Jedes Paar bildet also ein Team.
- Es gibt immer ein Nord-Süd- und ein Ost-West-Paar und es ist definiert wo Nord ist.
- Man spielt mit 52 Karten (13 pro Spieler). A K Q J T 9...2 in folgender absteigenden Rangordung: ♠ ♥ ♦ ♣. Beispielhand:
- Pro Austeilung gibt es somit 13 Stiche zu machen.
- Im Bridge läuft alles im Uhrzeiger-Sinn, d.h. das Austeilen, Bieten und das Spiel.
- Der Teiler (Dealer, Donneur) wechselt nach jedem Board. Aufgabe: Karten mischen, von Spieler zur Rechten abheben lassen, beginnend mit dem Spieler zur Rechten jeweils jedem Spieler 1 Karte aufs Mal, bis alle 13 Karten vor jedem Spieler liegen. Erst dann dürfen diese von den Spielern aufgenommen werden.
- In Clubs und Turnieren werden allerdings meistens bereits maschinell nach Zufallsverteilungen in Boards abgemischte Karten zur Verfügung gestellt und das Mischen von Hand entfällt. Auf den Boards ist auch angezeigt, wer Teiler (Donneur) ist und als erster mit Bieten beginnen kann. Ausserdem ist die Gefahrenlage der Paare angezeigt: Rot (in Gefahr bzw. vulnerable), grün (nicht in Gefahr bzw. non vulnerable). Die Gefahrenlage wechselt von Board zu Board zwischen den 4 Möglichkeiten: Alle, niemand, N/S, O/W.
- Das Spiel hat 2 Phasen.
- Auktion (Bietphase, Lizit): Man verwendet dazu Bietkarten in Bietboxen.
- Spielphase.
- Anders als beim Jass haben die Karten im Spiel keinen Wert (wohl aber beim Bieten). Es geht lediglich darum, Stiche zu machen.
- Pik (♠) und Herz (♥) sind die beiden Oberfarben (Edelfarben), Karo (♦) und Treffle (♣) die Unterfarben.
- Die Karten-Rangordung spielt beim Bieten und beim Resultat eine entscheidende Rolle. Z.B. übetrifft ein Gebot von 1 Pik (♠) ein solches von 1 Karo (♦)
- Das Paar, das das höchste Gebot abgibt, gewinnt die Auktion um einen Kontrakt und spielt diesen in de Folge.
- Erfüllt das Paar den Kontrakt (die Anzahl angesagter Stiche), so erhält es die Score-Punkte gutgeschrieben.
- Bei Nichterfüllung erhalten die Gegner Score-Punkte.
- Vorteil gegen z.B. dem Jass: Durch gutes Defensiv-Spiel lässt sich auch punkten!
- Im Turnier spielen mehrere Paare mit den gleichen Karten, wodurch der Glücksfaktor stark limitiert wird.
- Wo und wie: Privat (Rubberbridge), Clubs, Turniere, Team-Play, Online.
3. Bietphase: Ansagbare, bietbare Kontrakte
- Beim Bieten geht es um eine Ansage, wieviele Stiche man in einer Farbe oder ohne Trumpf (NT no trump, SA sans atout) als Paar zu machen gedenkt.
- Da man mit 13 Karten spielt sind total 13 Stiche möglich.
- Nur Kontrakte ab 7 Stichen (mehr als die Hälfte der möglichen) sind ansagbar.
- Die Ansagen bewegen sich aber im Bereich von 1 - 7, d.h. sie bedeuten die Anzahl Stiche über der Hälfte. Der Bietraum geht somit von 1 ♣ bis 7 NT. Auf 7er Höhe muss man also alle 13 Stiche machen.
- Der auf dem Board angegebene Teiler (Dealer, Donneur) bietet als erster. Dann geht es im Uhrzeiger-Sinn weiter.
- Man unterscheidet: Teilkontrakte, Spiele (games), Slam (12 Stiche), Grand-Slam (alle 13 Stiche).
- Nebst Farb-Kontrakten kann man auch NT (No-Trump), d.h. ohne Trumpf spielen.
- Übersicht über alle möglichen Kontrakte und die zugehörigen Prämienstufen bei Erfüllung.
- Score-Punkte pro Stich: 20 ♦ ♣, 30 für ♠ ♥ , 40 für 1. Stich NT und 30 für jeden weiteren.
- Die zu gewinnenden oder zu verlierenden Punkte hängen von der Gefahrenlage ab (vulnerable, non-vulnerable). Diese wechselt auch von Spiel zu Spiel in der Reihenfolge: niemand, N/S, O/W, alle.
- Beispiel: 4 ♥ erfüllt ungefährlich: 4 * 30 + 300 = 420.
- Kontras und Rekontras erhöhen bei Kontrakterfüllung die Scores und bei Nichterfüllung die Strafen.
4. Bieten, Lizit
- Die Partner tauschen mit Hilfe der Bietkarten (nicht mündlich) Informationen aus, um den bestmöglichen Kontrakt zu finden.
- Dafür wird eine aus 38 Symbolen bestehende, kontextabhängige Bietsprache benutzt, d.h., dass die Bedeutung eines Gebots davon abhängt, welche Ansagen oder welche Gebote zuvor gemacht wurden.
- Mögliche Ansagen (Gebote): 1 bis 7 in einer Farbe oder NT (no trump,), plus pass, X (Kontra,double), XX (Re-Kontra, redouble). Siehe Bietkarten.
- Die Bietphase endet nach 3 aufeinanderfolgenden Pass-Ansagen.
- Jede Ansage beinhaltet eine Botschaft an die anderen Spieler am Tisch, insbesondere an die Partnerin. Beispiele, immer die 2 ♥ Ansage betreffend:
- 1 ♥ - p - 2 ♥ - ... : Partner ich habe mindestens 3 ♥ und 6 bis 10 Hochkarten-Punkte (siehe nächste Seite)
- 1 ♠ - p - 2 ♥ - ... : Ich habe Eröffnungsstärke, mindestens 5 ♥ und >= 11 Punkte
- 2 ♥ - ................ : Ich habe weniger als Eröffnungsstärke aber (6-10 Punkte) und 6 ♥ Karten
- Die Gegner können den Bietprozess vermittels Interventionen stören (Bietraum wegnehmen). Kompetitives Bieten!
- 1 ♥ - 2 ♥ - ........ : Ich interveniere mit 4 ♠ Karten und mindestens 4 Karten in einer Unterfarbe (UF).
- Die Spieler benutzen ein Grund-System (Forum-D,SEF, ACOL, SAYC, Precision ...) plus zusätzliche Konventionen.
- Zwei Arten von Geboten: natürliche und künstliche (Alert-Pflicht).
- Bsp.: natürlich: 1 ♥ - p - 1♠ - p - 1 NT - p - p - p. End-Kontrakt: 1 NT.
- Bsp.: künstlich: 1 ♥ - p - 3♣ - p - 4 ♥ - p - p - p. 3 ♣: Bergen-Erhöhung, zeigt 4 ♥ (7-9 HCP).
- Bsp.: künstlich: 1 ♥ - p - 4NT - p - 5 ♥ - p - 6 ♥ - p - p - p. 4NT fragt nach Assen. Die 5 ♥ -Antwort zeigt 2 Asse.
- Es gibt viele spezielle Konventionen für bestimmte Situationen: Stayman, Roudy, Michaels, Bergen, DONT, W2, ....
- Bsp.: kompetitiv: 1♥ - 2NT - p - 3 ♦ - p - p - p. 2NT zeigt beide Unterfarben.
- Bsp.: Informations-Kontra: 1♠ - X - p - 3 ♦ - p - p - p. X zeigt >= Eröffnungs-Stärke.
- Kompetitives Biet-Beispiel.
5. Hand- bzw. Karten-Evaluation.
Um effizient und erfolgreich bieten zu können, muss man die Stärke und das Potential der eigenen Hand (und derjenigen des Partners) evaluieren. Dazu werden verschiedene Hilfsmittel verwendet. Dies ist ein dynamischer Prozess, der in jeder Bietrunde neu beginnt.
- Punkte Zählung: Ass 4, König 3, Dame 2, Bube 1. High-Card-Points (HCP).
- Total also 40 Punkte pro Teilung.
- Anforderungen: Teilkontrakt (ca. 21-25), Spiel (ca. 25-27), Slam (ca. 33-36)
- Loser-Zählung (Verluststiche).
- Längen- und Kürzen-Zusatzpunkte.
- Typ der Kartenverteilung, z.B. 3-3-4-3 (Regelmässig) oder 6-2-3-2 (Einfärber).
- Ist in der Trumpf-Farbe ein Fit vorhanden, d.h.: haben wir als Paar zusammen >=8 Karten in einer Farbe?
- Wie ist unsere Vulnerabilität und die der Gegner.
- Eröffnungs-Regeln für HCP: 20er-Regel (1., 2. Pos.), 19er-Regel (3. Pos.), 15er-Regel (4. Pos.)
- Bsp. 20er-Regel: Anzahl Punkte + Länge der beiden längsten Farben >= 20.
- Bsp. AJT4 / QJ94 / K3 / AQ5 (♠ ♥ ♦ ♣) (17 HCP) eröffnet 1NT in jeder Position (N,O,S,W).
- Bsp. AJx / KQJ94 / xx / xxx (11 HCP) eröffnet 1♥ in 3. aber nicht 1., 2. oder 4. Position.
- Bsp. KQJ945 / xx / Qxx / xx (8 HCP) eröffnet 2♠ in 1., 2. und 3. Position.
- Hinzu kommen Partners Gebote und Antworten.
- Es gibt forcierende- und nicht forcierende Gebote. Bei forcierenden darf der Partner nicht passen.
- Die Gegner können sehr störend mitbieten, indem sie die Kommunikation des anderen Paares einschränken, indem sie ihnen mögliche Ansagen weg nehmen.
- Verschieden Biet-Positionen: Eröffner, 2., 3., 4., Reveille (nach zwei aufeinanderfolgenden Pass-Ansagen).
- Wichtig: Alle diese Regeln sind als Richtlinien und nicht als absolute Gesetze zu betrachten.
6. Spiel des Kontraktes.
- Nach dreimal aufeinanderfolgenden Pass-Ansagen spielt das Paar mit dem höchsten Gebot den Kontrakt.
- Derjenige Spieler, der zuerst die Kontrakt-Farbe oder (NT) geboten hat, wird zum Alleinspieler.
- Der Spieler links vom Alleinspieler spielt als erster aus.
- Der Partner des Alleinspielers (dummy, mort) legt seine Karten für alle sichtbar auf den Tisch (siehe Bild unter 2.):
- Ausser dem Dummy sehen nach dem Ausspiel also alle 26 Karten, die eigenen 13 und die auf dem Tisch.
- Wichtig: Anders als beim Jass darf man nur trumpfen, wenn man nicht mehr Farbe angeben kann.
- Der Alleinspieler macht einen Spielplan, um den Kontrakt möglichst erfüllen zu können.
- Die Gegner versuchen die Erfüllung des Kontrakts zu verhindern.
- Dazu tauschen sie mittels der gespielten Karten mit dem Partner Informationen aus. Bsp. pos./neg., gerade/ungerade, Lavinthal. Beispiel: Es wird das Herz-Ass ausgespielt und der Partner des Ausspielers gibt eine kleine Karte, z.B. die 4, um zu zeigen, dass er in Herz nichts hat.
7. Wie lernen?
- Wie aus den obigen Erläuterungen und Beispielen ersichtlich ist, lässt sich dieses Spiel nicht in wenigen Minuten lernen. Wenn man in Bridge einsteigt, gilt es heraus zu finden, welche Kombination von Methoden für sich selbst am besten passen.
- Die meisten Einsteiger bevorzugen Kurse, Workshops über das Bieten, das Spiel, das Gegenspiel.
- Es gibt aber auch viele geeignete Bridge-Lehrbücher als Ergänzung zu Kursen oder fürs Selbststudium, z.B. Pro Bridge , Bridge für Dummies , Bridge for dummies , Bridge für Anfänger , Bridge lernen.
- Am besten geht es zusammen mit einem Partner.
- Spielen, spielen, spielen und von Fehlern lernen, d.h. Fehler analysieren.
- Zu Beginn damit rechnen, dass man häufig verliert oder schlecht abschneidet.
- Das Bieten einfach halten (wenige zusätzliche Konventionen verwenden).
- In Clubs gehen, wo es betreute Partien gibt. Da kann man im Zweifelsfalle eine erfahrene Person fragen.
- Am Computer oder im Internet üben und spielen.
- Geduld ist gefragt. Es braucht Zeit, Bridge zu lernen. Aber es lohnt sich!
- Teilnahme an Anfänger-Turnieren.
8. Turniere
- Clubs organisieren wöchentlich Club-Turniere aber auch grössere Anlässe.
- In Zürich kann man praktisch jeden Tag spielen.
- Paar-Turniere, z.B. Howell oder Mitchell, meist 24 bis 28 Boards.
- Die Boards werden vom Club vor dem Turnier nach dem Zufallsprinzip abgemischt.
- Beim Howell bewegen sich die Paare gemäss den Tischkarten.
- Beim Mitchell bleiben die N/S-Paare sitzen und die O/W-Paare gehen nach jeder Runde zur nächst höheren Tischnummer.
- Meist spielt man pro Runde 2 - 4 Boards an einem Tisch.
- Es gibt auch Individualturniere, wo man in jeder Runde einen neuen Partner hat.
- Die erzielten Resultate werden an den Tischen auf speziellen Geräten (Bridgemates) eingegeben und von dort automatisch drahtlos an das Verwaltungsprogramm auf dem Computer übermittelt.
- Team-Matches gibt es auch. Zwei Teams zu je 4 Spielern spielen zwei Halbzeiten mit identischen Boards.
- Der erreichte Rang in einem Turnier hängt davon ab, wie gut man im Vergleich zu anderen Paaren (mit den gleichen Boards) gespielt hat.
- Am Turnierende gibt es eine Rangliste.
- Auf der Club-Website kann man dann auch sehen, wie bestimmte Boards von verschiedenen Paaren gespielt worden sind.
9. Bridge Gemeinschaft und Subkultur
- Praktisch unsichtbare Subkultur in der Schweiz.
- In den Medien wird kaum je über Bridge berichtet.
- Clubs: In Zürich (Corner, ZBC), weitere in Höfe, Frauenfeld, Winterthur, etc.., über 50 in der Schweiz.
- Regulärer Club-Turnierbetrieb.
- Grosse Turniere, oft mit zwei Sitzungen und Preisgeldern.
- Nationale Team-Meisterschaft in 6 verschiedenen Ligen.
- Internationale Wettkämpfe
- Ein Landesverband: Fédération Suisse de Bridge (FSB).
- Ein periodisches FSB Bulletin mit Berichten über Wettkämpfe und Aktivitäten.
- Einige Bridge Berufsspieler.
- Unzählige Bücher und Magazine.
- Bridge Shops.
- Bridge-Ferien, Workshops, Kurse, Trainings.
- Lerne interessante Leute kennen, knüpfe Freundschaften.
N.M. Jan. 2019